Vor etwa acht Millionen Jahren v. Chr. sind an den Südhängen des Himalayas die ersten Zitrusarten entstanden. Bis zu ihrer Ankunft in Europa sollte viel Zeit vergehen und wie sie wirklich hierher kamen, ist bisher nicht eindeutig nachvollziehbar.
Erstmals in Europa beschrieben hat sie Theophrastos, ein griechischer Philosoph und Naturforscher sowie Schüler Aristoteles. Er hatte in seiner „Naturgeschichte der Pflanzen“ um 310 vor Chr. eine Frucht beschrieben, die er „Mala medica“ (medischer Apfel) nannte. Es handelt sich um Citrus medica, die Zedratzitrone. Theophrastos hielt die Frucht für ungenießbar, aber empfahl ihre Schale als Mottenschutz. Etwa 200 Jahre später wurden Zedratzitronen als „Frucht des schönen Baumes“ bei dem jüdischen Laubhüttenfest verwendet. Als 70 n. Chr. Jerusalem durch die Römer zerstört und die Juden aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nahmen sie ihre kultischen Gegenstände mit. Vermutlich erfolgte auf diesem Weg die Verbreitung der Zedratzitronen entlang der Mittelmeerküsten. Auch in Pompeji sind aus dieser Zeit Zitrusbäume nachweisbar. Man kann davon ausgehen, dass an vielen Orten im Mittelmeerraum Zitrusbäume angebaut wurden. Mit dem Untergang des römischen Reiches im 4. nachchristlichen Jahrhundert überlebten vermutlich nur wenige Zitrus.
Um 1000 n. Chr. kamen dann Citrus × limon, die Zitrone, und Citrus × aurantium, die Bitterorange, nach Süditalien. Citrus × sinensis, die süße Orange, wurde erst im frühen 16. Jahrhundert durch portugiesische Seefahrer nach Europa gebracht.
Mit der Wiederentdeckung antiker Kultur ausgehend von der italienischen Renaissance erlebten auch die Zitruspflanzen eine „Wiedergeburt“. Antike Autoren hatten bereits über die Kultivierung von Zitruspflanzen in Tontöpfen geschrieben und diese Form ist dann auch in den italienischen Villen im 15. und 16. Jahrhundert zu finden, als allmählich große Zitrussammlungen entstanden. Man war fasziniert von diesen besonderen Pflanzen, die gleichzeitig blühen und fruchten, immergrün sind und beeindruckenden Duft verströmen. Gleichzeitig war mit ihnen einer der sagenhaften Helden der Antike verbunden. Denn es war Herakles, der die Goldenen Äpfel aus dem Garten der Götter geraubt hatte.
Auch nördlich der Alpen kannte man seit langem diese außergewöhnlichen Pflanzen. Händler brachten die Früchte schon seit dem Mittelalter über die Alpen. Man nutzte sie in der Küche, aber auch als Heilmittel. Der französische König Karl VIII. hatte sie schließlich Ende des 15. Jahrhunderts von Neapel über die Alpen nach Frankreich gebracht. Am Habsburger Hof sind sie 1539 in Prag und drei Jahre später in Wien nachweisbar. Für die nicht frostfesten Pflanzen musste nördlich der Alpen eine Möglichkeit zur Überwinterung gefunden werden. Erste Versuche, die Pflanzen mit Strohmatten und Decken zu schützen oder sie in Kellergewölben zu überwintern, waren wenig erfolgreich.
Man pflanzte die Bäume schließlich aus und errichtete im Herbst einfache hölzerne Konstruktionen, die man im Frühjahr wieder abbaute. Wie das bewerkstelligt wurde, hatte Salomon de Caus anhand des „abschlagbaren Pomeranzenhauses“ im Heidelberger Hortus palatinus im Jahr 1620 dargestellt. Die abschlagbaren Pomeranzenhäuser wurden mit offenen Feuern oder transportablen Öfen frostfrei gehalten. Im Sommer erweckten die ausgepflanzten Bäume den Eindruck eines südlichen Orangenhaines. Der regelmäßige Auf- und Abbau dieser hölzernen Gebäude war arbeits- und kostenintensiv. Und die hölzernen Schuppen entsprachen im Laufe der Zeit nicht mehr den ästhetischen Ansprüchen und dem Repräsentationsbedürfnis der Fürsten.
Man kultivierte die Zitrusbäume ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wieder in Gefäßen. Die Pflanzen waren transportabel und konnten an immer neuen Orten den Garten schmücken. Für die Überwinterung wurden feste Orangeriegebäude errichtet, die neben den gärtnerischen auch höfische Funktionen hatten. Das größte und eines der ältesten ist das Orangeriegebäude im Schlosspark von Versailles. Die Gebäude konnten im Sommer als Festsaal genutzt werden. Fast überall in Europa entstanden Sammlungen von Zitrus- und anderen mediterranen Pflanzen sowie die für ihre Überwinterung benötigten Orangeriegebäude.