Auch wenn Zitruspflanzen einen sehr hohen Schmuckwert haben und in unseren Breiten vor allem wegen ihrer Symbolkraft und ihrer Schönheit kultiviert wurden und werden, sind sie letztendlich Nutzpflanzen. Alle Teile der Zitruspflanze enthalten ätherische Öle sowie weitere nutz- und genießbare Inhaltsstoffe. Die Früchte inklusive der Schalen, die Blüten und jungen Blätter können verzehrt werden. Deswegen ist eine nachhaltige Kulturführung der Pflanzen nicht nur im Interesse unserer Umwelt.
Um das Wachstum und die Entwicklung der in Mitteleuropa nicht heimischen Zitruspflanzen zu gewährleisten, muss für die notwendigen Kulturbedingungen gesorgt werden. Unter diesem Gesichtspunkt können alle Maßnahmen, die wir zur erfolgreichen und artgerechten Kultivierung ergreifen, im weitesten Sinne als „Pflanzenschutz“ bezeichnet werden.
Die organisch-biologische Kultivierung von Zitruspflanzen benötigt eine intensive Auseinandersetzung mit den Pflanzen und ihren Bedürfnissen. Sie umfasst
- den richtigen Standort je nach Jahreszeit,
- passendes Substrat,
- angepasstes Gießen und Düngen,
- Einsatz mechanisch-technischer Maßnahmen,
- Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln,
- Nützlingseinsatz,
- Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln.
Aufgrund der fehlenden Frosthärte der meisten Zitrusarten ist eine frostfreie Überwinterung zu gewährleisten. Der richtige Zitrusstandort im Winter ist möglichst hell und kühl bei 4-8 °C. Wassergaben und Düngung müssen während der Ruhephase auf ein Minimum reduziert werden. Steht nur ein wärmerer Winterungsplatz zur Verfügung, gilt folgende Faustregel: je wärmer umso heller. Die Pflanze benötigt dann mehr Wasser und eine schwache Düngung.
In den Sommermonaten müssen die Pflanzen an einem windgeschützten, möglichst nach Süden ausgerichteten sonnigen Platz im Freiland stehen. Das Umfallen der Pflanzen ist durch Stützen oder ausreichend große Pflanzgefäße zu verhindern.
Stauende Nässe und vor allem Untersetzer sind unbedingt zu vermeiden. Der Einbau einer entsprechenden Drainageschicht von bis zu 1/3 der Topfhöhe mittels Tonscherben oder Blähton ist von Vorteil. Als Substrat sollte ausschließlich qualitativ hochwertige Zitruspflanzenerde mit hohem mineralischen Anteil und neutral-sauren pH-Wert (pH 5-7) verwendet werden.
Ein einige Zentimeter hoher Gießrand ist sehr wichtig. Abgestandenes handwarmes und möglichst kalkarmes Wasser ist ideal. Zwischen den einzelnen Gießdurchgängen sollten die obersten Zentimeter des Topfballens abtrocknen. Gärtnertipp: Die Bodenfeuchtigkeit regelmäßig mit dem Finger prüfen und entsprechend nach Bedarf (Winter wie Sommer) gießen. Hier gilt die Faustregel: eher zu trocken als zu feucht.
Um den Pflanzenbestand bei guter Gesundheit zu halten, ist das regelmäßige Beobachten der Pflanzen außerordentlich wichtig. Veränderungen zeigen notwendige Maßnahmen wie Düngung, Stärkung oder das Auftreten von Krankheiten oder Schadorganismen an. Um gravierende Schäden zu vermeiden, sind Stressfaktoren möglichst früh festzustellen und schnelle Reaktionen notwendig.
Gedüngt wird vorrangig mit organischem Dünger. Gut geeignet sind hierfür Hornspäne, Hornmehl, Guano, Reifkompost, kompostierter Pferdemist, Kuhmist und handelsübliche Fertigprodukte aus dem Fachhandel. Düngemittel können im Zuge des Umtopfens in geringen Mengen in das Zitruspflanzensubstrat untergemengt werden. Weiters werden feste Dünger einmal jährlich im Frühjahr nach dem Aufrauen der oberen Topfballenschicht aufgebracht. Ergänzend wird über die gesamte Vegetationsperiode mit handelsüblichen organischen Flüssigdüngern gegossen. Wichtig ist die Dosierung entsprechend den Herstellerangaben.
Zur Steigerung der Vitalität und im Sinne des präventiven Pflanzenschutzes können während der Vegetationsperiode unterstützend verschiedene Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt werden. Hierfür sind am Markt zahlreiche Mittel auf Basis von Braunalgen, Schachtelhalm, Brennessel, Komposttee und anderen erhältlich. Bei entsprechender Erfahrung können auch selbst Auszüge, Tinkturen und Jauchen hergestellt werden. Pflanzenstärkungsmittel haben aufgrund der düngenden und oft schaderregerhemmenden Wirkung positive Effekte auf Pflanzengesundheit und Stressresistenz.
Für die Pflanzengesundheit förderlich und für ein attraktives Erscheinungsbild notwendig ist der regelmäßige Schnitt. Hierbei werden kränkliche, sich kreuzende oder in die Krone wachsende Triebe entfernt. Ein arttypischer und ansprechender symmetrischer Habitus ist mit regelmäßigem Rückschnitt anzustreben. Große Wunden, Rindenschäden und Stummel sind absolut zu vermeiden. Auf Wundverschlussmittel wird verzichtet.
Trotz guter Kulturführung kann es leider zu einem massiven Auftreten von Schaderregern kommen. Der Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln und die Förderung von Nützlingen stellen wieder ein stabiles Gleichgewicht her.
Bereits die Gärtner in den barocken Orangerien klagten im 17. und 18. Jahrhundert über Schädlingsbefall. Ameisen, Stinkwanzen, Ohrwürmer, Motten, Schildläuse und Spinnmilben werden genannt. In früheren Jahrhunderten mussten sich die Gärtner mit natürlichen Mitteln behelfen, die zum Teil in den vergangenen Jahren wiederentdeckt und erneut eingestzt werden.
Häufig an Zitruspflanzen auftretende tierische Schädlinge sind: Schildläuse, Sackschildläuse, Wollläuse, Blattläuse, Ameisen und Dickmaulrüssler. Wenn ein Nützlingseinsatz nicht geholfen hat, werden diese Schädlinge, , mit handelsüblichen biologischen Pflanzenschutzmitteln zum Beispiel auf Pyrethroid-, Rapsöl-, Neemöl- oder Parafinölbasis bekämpft. Die Anwendung sollte bei Temperaturen unter 25 °C und geringer Sonneneinstrahlung erfolgen. Auf eine möglichst vollständige Benetzung aller oberirdischen Pflanzenteile sollte geachtet und die Behandlung nach 5-7 Tagen wiederholt werden. Vor allem im Herbst oder Winter nach dem Einräumen muss auf Schädlingsbefall geachtet werden.
Gegen das Auftreten von Pilzerkrankungen sollten vor allem Pflanzenauszüge vorbeugend angewandt werden. Bei extremen Pilzbefall helfen Präparate aus Kupfer und Schwefel.
Im Zweifel sollte immer eine Fachberatung hinzugezogen werden.